Die Appel-Seitz Stiftung

Das bescheidene Leben im Hause Appel

Die Stifterin Anna Seitz wurde als 4. Kind von insgesamt acht Kindern am 07.05.1922 auf dem Hofbauernanwesen Haus Nr. 4 in Schwaig geboren. Ihre älteste Schwester Maria musste wegen eines ledigen Kindes früh vom Anwesen, denn der dort herrschende christliche Glaube verbot dies. Ihre vorher geborenen Schwester gleichen Namens verstarb noch im Geburtsjahr und der eigentliche Hoferbe Wendelin geb. 04.02.1921 kam nicht mehr aus dem 2. Weltkrieg zurück.

So übergab ihre Mutter 1959 das Anwesen mit vielen Auflagen an die Tochter Anna Appel. Der Vater verstarb 1957, die tiefgläubige Mutter holte Gott 1972 zu sich und dann war die Hoferbin mit ihrer Schwester Franziska und dem behinderten Bruder Georg allein auf dem Anwesen, denn weitere Geschwister lebten nicht mehr.

Solange die Mutter lebte, war der Bruder Georg noch „handsam“, aber 1979 gab es für die beiden Schwestern nur noch einen Weg, den Georg in einem Heim unterzubringen. Dieser lebt seither bei den Barmherzigen Brüdern in Straubing.

Ein Anwesen mit rd. 16 Hektar Äcker, Wiesen, Wald und Viehhaltung war eine große Aufgabe für die beiden nun am Hofe lebenden Frauen; Franziska war mehr für das Hauswesen zuständig. Die Stifterin schloss 1961 mit dem Landwirt Martin Seitz aus Irnsing den Lebensbund, der aufgrund seiner geringen Sehkraft nur beschränkt einsetzbar war und auch der zu dieser Zeit lebende Bruder war eher Last als Hilfe. Bereits 1968 verstarb Martin Seitz; die Ehe ist kinderlos geblieben.

Von Schicksalsschlägen waren die Hofbauers nie verschont geblieben, Sparsamkeit aber auch Sauberkeit waren stets oberstes Gebot.

Wegen des Verkaufs in den 70er Jahren (Bau und Industriegebiet) wurden zwar Wiesen, Äcker und Waldgrundstücke weniger, aber die Last war für die beiden Frauen zu groß und so beschloss Anna Seitz 1979 die Landwirtschaft aufzugeben. Das „zusammengeschleckte Anwesen“ blieb so erhalten, bis sie am 22.09.1999 den Weg ins Altenheim antrat, wo auch ihre Schwester schon über ein Jahr war. Nach einem äußerst bescheidenen Leben und von Schicksalsschlägen sowie unheilbarer Krankheit nicht verschont, verstarb Anna Seitz am 14.10.2000 im Seniorenheim Neustadt a. d. Donau. Ihre pflegebedürftige Schwester Franziska hatte sie als Alleinerbin eingesetzt, sie verstarb am 31.12.2001 in Kelheim. Das Erbe wurde so verteilt, wie es bereits Anna Seitz zu Lebzeiten haben wollte. Beide Schwestern wurden von Hans Bauer mit Generalvollmacht vertreten.

Wie kam es zur Errichtung der „Appel-Seitz-Stiftung“

Hans Bauer, seinerzeit 3. und später 2. Bürgermeister von Neustadt a.d. Donau, wurde auf Anraten des Notars Dr. Ries Abensberg von beiden Schwestern mit Generalvollmacht ausgestattet und die fast täglichen Besuche im Altersheim bei den beiden zusammenlebenden Schwestern Anna Seitz, geb. Appel, und Franziska Appel führten zwangsläufig auch dazu, wie der Nachlass einmal geregelt werden sollte. Hans Bauer erfuhr dabei, dass Anna Seitz schon mehrfach Testamente beim Notariat Abensberg errichtet hatte, die beim Nachlassgericht in Kelheim hinterlegt waren. Die Testamente wurden immer wieder zurückgenommen und auf die Frage warum: „Ich hätte mich sonst nicht mehr halten können!“ lautete ihre Antwort. In Kenntnis des letzten Testaments vom 2.9.1999 wusste der Generalbevollmächtigte die Handlungsweise einer gewissen Person, warum alles zu Geld gemacht werden sollte. Angesprochen ob Frau Seitz nicht auch etwas für ihren Heimatort übrig hätte, wo sie ja zeitlebens zu Hause war, war zunächst die Kirche im Gespräch. Doch Hans Bauer hatte andere Gedanken, denn die Kirche/Bistum würde hier nichts bauen oder aus-/umbauen und dies dann der Allgemeinheit, sprich den Vereinen = Öffentlichkeit, zur Verfügung stellen.

Nach mehreren Beratungen mit 1. Bürgermeister Hans Gigl, der Regierung von Niederbayern, Landratsamt und Finanzamt wurde schließlich die Gründung einer Stiftung mit dem Namen „Appel-Seitz-Stiftung“ favorisiert. Bedingung der Stifterin war, dass die Familiengrabstätte bis zum Ablauf des zuletzt Verstorbenen erhalten und gepflegt wird, wobei der Aufwand für die Grabpflege 25% der jährlichen Erträge des Stiftungsvermögens nicht überschreiten soll.

Als Frau Seitz am 29.05.2000 ins Krankenhaus musste und eine Operation bevorstand, bat sie um vorherige Beurkundung, in der Hoffnung alles richtig gemacht zu haben.

Am 6. Juni 2000 wurde durch den Notar Dr. Ries, Abensberg, im Kreiskrankenhaus Kelheim die Stiftungsurkunde von Frau Anna Seitz und dem 2.Bürgermeister Johann Bauer, handelnd für die Stadt Neustadt a.d. Donau, unterzeichnet. Die Zustimmung des Stadtrats erfolgte ohne Gegenstimme und die Regierung von Niederbayern genehmigte am 29.12.2000 die Stiftung.

Vermögensausstattung

Die Stifterin Anna Seitz, geb. Appel, stattete die Stiftung mit dem Grundbesitz Flur Nr 905 Schwaig, Gadener Straße 11 Gebäude und Freifläche zu 0,2210 ha aus.

Die Stadt Neustadt/Donau stattete die Stiftung mit einem Barbetrag in Höhe von 200.000 DM aus, der in drei Jahresraten ausbezahlt wurde. Darüber hinaus verpflichtet sich die Stadt Neustadt/Donau zur Zahlung eines jährlichen Beitrags von 5.000 DM (= 2.600 EURO) und sich bei eventuellen Baumaßnahmen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, finanziell zu beteiligen und zu fördern, um damit die Stiftung auf Dauer am Leben zu erhalten.

Stiftungszweck

Die Stiftung soll folgenden Zweck verfolgen:

1. Förderung und Erhaltung des kulturellen und sozialen Lebens im Ortsteil Schwaig der Stadt Neustadt/Donau, insbesondere auch im Bereich der Jugend- und Seniorenbetreuung. Dieser Zweck soll insbesondere dadurch verwirklicht werden, dass die auf dem zum Stiftungsvermögen gehörenden Grundstück befindlichen Gebäude um- bzw. ausgebaut und den in Schwaig ansässigen gemeinnützigen Vereinen zur Verfügung gestellt werden.

2. Erhaltung und Pflege der Familiengrabstätte der Stifterin Anna Seitz bis zum Ablauf der Ruhefrist des Zuletztverstorbenen mit bescheidenem Aufwand.

Stiftungsvorstand

Der Stiftungsvorstand besteht aus mindestens zwei und höchstens vier Personen, wobei der 1. Bürgermeister der Stadt Neustadt, sowie die gewählten Stadträte aus dem Ortsteil Schwaig dem Vorstand angehören. Die Amtszeit ist jeweils die kommunale Wahlperiode.

Der derzeitige Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:


- Johann Bauer, Vorsitzender
- Thomas Reimer, 1. Bürgermeister Stadt Neustadt/Donau
- Christian Hauber, Stadtratsmitglied OT Schwaig
- Günter Schweiger, Stadtratsmitglied OT Schwaig

 

Spatenstich
Bilder vom Spatenstich zur Errichtung eines "Dörflichen Kulturzentrums" auf dem Gelände der Appel-Seitz-Stiftung am 22.07.2005


Stiftungsvorstand Johann Bauer bei der Begrüßungsrede.






...gleich geht`s los.



Der Spatenstich:
v.l.n.r.: Hr. Birk (Leader + Geschäftsstelle), Bgm. Andreas Meyer (Münchsmünster), Bgm. Thomas Reimer (Neustadt), Peter Fischer (Architekt), Erwin Huber (Stadtrat), Herr Hofschuster (Bauunternehmer), Christian Hauber (Vorstand Kulturverein) mit Tochter und Johann Bauer (Stiftungsvorstand).